Besprechung am 31. März 1946 im „Büro Dr. Schumacher". Von li. nach re.: Egon Franke, Kurt Schumacher, Erich Ollenhauer, Alfred Nau und Fritz Heine. Im Parterre der Jakobstraße 10 in Hannover-Linden war 1945/46 die inoffizielle Parteizentrale der SPD in den Westzonen untergebracht.
Historisches Museum Hannover 009170
Tafel am früheren Wohnhaus von Kurt Schumacher, Jacobsstraße
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Text: „Büro Dr. Schumacher 1945/1946. Dr. Kurt Schumacher
(1895 – 1952). Mitbegründer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold 1924, Mitglied des Reichstages
1930-1933, 10 Jahre KZ-Haft unter dem Nationalsozialismus. Vorsitzender der SPD 1946 –
1952. Neugründung der SPD von diesem Hause aus.“ Fotos:
Foto Schumacher Gemeinfrei, Privat, Karte: openstreetmap
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Kurt Schumacher
geboren 13. Oktober 1895 in Culm, Westpreussen. Als Soldat wurde Schumacher bereits am 2. Dezember 1914 bei Bielawy westlich von Łowicz in Polen schwer verwundet, so dass ihm der rechte Arm
amputiert werden musste. Er trat am 8. Januar 1918, also noch zu Zeiten des Kaiserreiches und Monate vor der Novemberrevolution, in die SPD ein. Er beendete sein Studium 1919 mit dem
juristischen Staatsexamen in Berlin.
Kurt Schumacher blieb auch nach der Machtergreifung Adolf Hitlers unter erschwerten Bedingungen Mitglied des gewählten Reichstages. Schumacher gehörte zu den wenigen Parlamentariern, die
mit an der Rede Otto Wels' arbeiteten, mit der dieser das Nein der SPD zum Ermächtigungsgesetz formulierte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ermächtigungsgesetz
Am 6. Juli 1933 wurde Schumacher in Berlin verhaftet und über einen Zeitraum von insgesamt über neun Jahren in verschiedene Konzentrationslager gesperrt. Am 5. bis 7. Oktober 1945
betrieb er die Wiedergründung der SPD in Wennigsen am Deister. Bei der Bundestagswahl 1949 wurde Kurt Schumacher Abgeordneter des Wahlkreises Hannover-Süd. Schumacher profilierte sich im
Bundestag als scharfer Gegner der Politik der Westeinbindung von Konrad Adenauer. Er bezeichnete Adenauer als den „Bundeskanzler der Alliierten“. Kurt Schumacher starb am 20. August 1952 in Bonn.
Tafel am Geburtshaus Hannah Arendt, Lindener Markt, Falkenstraße
Die 1906 in Linden (heute Stadtteil von Hannover) geborene Journalistin, Hochschullehrerin und Philosophin sperrten die Nazis 1933 kurze Zeit ein, weil sie als Jüdin anderen Juden beigestanden hatte. 1940 gelang ihr die Flucht aus einem Lager in Frankreich in die USA. Fotos: Arendt Gemeinfrei, Privat, Karte: openstreetmap
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Hannah Arendt
Johanna Arendt wurde 1906 als Tochter säkularisierter jüdischer Eltern in Linden, Lindener Marktplatz 2, heute Stadtteil von Hannover, geboren. Ihre Vorfahren stammten aus Königsberg, wohin
ihre Eltern zurückkehrten, als sie kaum drei Jahre alt war. Bereits im Alter von 14 Jahren las sie Kants „Kritik der reinen Vernunft“ und Jaspers’ „Psychologie der Weltanschauungen“. 1924 nahm
sie ihr Studium an der Universität Marburg auf und hörte ein Jahr lang Philosophie bei Martin Heidegger und Nicolai Hartmann.
Ab 1933 war sie für die Zionistische Vereinigung für Deutschland tätig, um die beginnende Judenverfolgung zu dokumentieren. Ihre Wohnung diente Flüchtlingen als Zwischenstation. Im Juli 1933
wurde sie verhaftet und kam für acht Tage in Gestapo-Haft. Sie emigrierte nach Frankreich, wurde als „feindliche Ausländerin“ diffamiert. Ihr gelang 1941 die Flucht und die Ausreise in die USA.
1961 nahm Arendt von April bis Juni als Reporterin der Zeitschrift „The New Yorker“ am Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem teil. Eines ihrer bekanntesten und bis heute sehr umstrittenen Bücher ist "Eichmann in Jerusalem" mit dem Untertitel "Ein Bericht von der Banalität des Bösen". Hannah Arendt starb 1975.
Von Nazis ermordet - der hannoversche Philosoph Theodor Lessing. Historisches Museum Hannover, 005979
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Theodor Lessing
geboren am 8. Februar 1872 in Hannover. Nachdem er das Ratsgymnasium Hannover vorzeitig hatte verlassen müssen, konnte er nur mit Schwierigkeiten 1892 am Städtischen Gymnasium Hameln sein Abitur
ablegen. 1907 wurde er an der Technischen Hochschule Hannover Privatdozent für Philosophie.
1925 berichtete er kritisch über den Haarmann-Prozess und wurde von der Gerichtsverhandlung ausgeschlossen.
Im selben Jahre veröffentlichte Lessing eine Charakterstudie über Paul von Hindenburg.
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Hindenburg
Dieser Artikel brachte ihm die hasserfüllte Gegnerschaft aus deutschnationalen und völkischen (= Ausschluß von Juden aus dem deutschen Volk) Kreisen ein. Studenten gründeten einen Kampfausschuß
gegen Lessing, es wurde zum Boykott seiner Vorlesungen aufgerufen und die Entfernung von der Universität gefordert, Studenten störten gewalttätig seine Vorlesungen. Am 1. März floh Lessing
mit seiner Frau Ada in die Tschechoslowakei und ließ sich dort im Kurbad Marienbad nieder. Von dort setzte er seine publizistische Tätigkeit fort.
Am 30. August 1933 schossen nationalsozialistische Attentäter auf Theodor Lessing. Er erlag am 31. August seinen Verletzungen.
Der weltbekannte "Merz-Künstler" Kurt Schwitters mußte nach England fliehen. Historisches Museum Hannover, 013074
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Kurt Schwitters,
geboren am 20. Juni 1887 in Hannover, machte im Jahr 1908 das Abitur am Realgymnasium in Hannover und studierte für kurze Zeit an der Kunstgewerbeschule Hannover.
Mit MERZ bezeichnete Schwitters seine Technik, aus Zeitungsausschnitten, Reklame und Abfall Collagen zu erstellen. Als Gegenprojekt zu dem eher destruktiven Dadaismus sollten diese seit 1919
entstandenen Bilder und Skulpturen für einen Wiederaufbau stehen, was Schwitters in die Nähe des Konstruktivismus rückt.
Der Begriff „MERZ“ entstand bei einer Collage aus einer Anzeige der „Kommerz und Privatbank“ und hat Assoziationen zu „Kommerz“, „ausmerzen“, „Scherz“, „Nerz“, „Herz“ und dem Monat März, der für
den Frühlingsanfang steht.
Er gab unregelmäßig die Zeitschrift MERZ heraus und arbeitete als Werbe- und Gebrauchsgrafiker unter anderem für die Stadt Hannover und den Schreibwarenhersteller Pelikan. 1928 initiierte
Schwitters die Künstlervereinigung "die abstrakten hannover" in seiner Wohnung in der Waldhausenstraße 5. Von den Nationalsozialisten als „entartet“ verfemt, emigrierte er im Januar 1937 nach
Norwegen, 1940 floh Schwitters nach England und verstarb am 8. Januar 1948 in Kendal in der Grafschaft Westmorland
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