Bei Vernehmungen in der Hauptverwaltung des ehemaligen jüdischen Gumpelkonzerns in der Schlägerstraße 55/Ecke Ostermannstraße ab 1936 und später im Keller der Stadtbibliothek Hildesheimer Straße wurden Verdächtige brutal gefoltert. Werbebroschüre, Bankhaus Z. H. Gumpel, Hannover 1926, Stadtarchiv Hannover, Kps-Nr. 3099
Die Gestapo-Leitstelle Hannover
zog Oktober 1944 nach der Zerstörung des Hauptgebäudes des jüdischen Gumpelkonzerns in der Schlägerstraße in die Gebäude der Stadtbibliothek Hildesheimer Str. 12 und fungierte u.a. als Meldestelle für die letzte Deportation von Juden aus Hannover am 20. Februar 1945.
Die Teile der Stadttafel, die sich auf das Geschehen von 1943 - 1945 beziehen, sind historisch ungenau. Auf dem Schild oben steht
u.a.: "1943 - 1945 Sitze der Gestapo-Leitstelle Hannover. Von hier aus am 19.2.1945 letzte Deportation hannoverscher Juden" (es müßte heißen 1944 - 1945, siehe "Stadtlexikon", Seite 207.
"Von hier aus ... 19.2. 1945": es müßte heißen 20.2.1945, siehe Buch "Ahlem", Seite 177)
Foto: Privat, Karte: openstreetmap
Gedenkstätte Ahlem, Heisterberg Allee 10
Die vom jüdischen Bankier und Hobbygärtner Moritz Simon 1893 gegründete Israelitische Gartenbauschule Ahlem nutzten die Nazis ab Herbst 1941 als Sammelstelle für die Deportation von mehr als 2000 Juden aus dem Bereich der Gestapoleitstelle Hannover. Ab Februar 1942 pferchte die Gestapo Menschen in ein Judenhaus auf dem Gelände. Ab Oktober 1943 zog eine Aussenstelle der Gestapo in das ehemalige Direktorenhaus. Zwangsarbeiter wurden misshandelt und mindestens 59 von ihnen erhängt..
Foto: Privat, Karte: openstreetmap
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Terror der Gestapo
Von Berlin im berüchtigten Judenreferat des RSHA unter Adolf Eichmann wurde die fabrikmäßige Ermordung von über 6 Millionen Juden organisiert. Die hannoversche Gestapo - zuständig für die Regierungsbezirke Hannover und Hildesheim - operierte ab 1933 vom Polizeipräsidium in der Hardenbergstraße. Ab 1936 wurde die Hauptverwaltung in die Gebäude des ehemaligen jüdischen Gumbel-Konzerns verlegt.
Nach Zerstörung der Gebäude in der Schlägerstraße 1943 durch Bomben zog die Gestapo-Leitstelle in die Gebäude der Stadtbibliothek und fungierte u.a. als Meldestelle für die letzte Deportation von
Juden
aus Hannover im Februar1945.
Ohne Rücksicht auf Gesetze bespitzelte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) Regimegegner und schaltete sie aus.
Gestapo und die Kriminalpolizei konzentrierten sich auf den Kampf gegen politische Gegner, aber
auch auf die Verfolgung von Minderheiten wie Juden, Zeugen Jehovas, Freimaurer, Homosexuelle und „Asoziale“ und „Arbeitsscheue“.
Schutzhaft - häufig ein Todesurteil
Wichtigstes Instrument der Gestapo war die „Schutzhaft“, für die es keine Befristungen und richterlichen Überprüfungen gab.
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Vollstreckt wurde die Schutzhaft in den von der SS geführten Konzentrationslagern, was für viele politische Gegner den Tod bedeutete.
Nicht selten gab es schon bei der schriftlichen Einweisung den Vermerk „Rückkehr unerwünscht“.
Gefürchtet wurde die Gestapo wegen ihrer grausamen Foltermethoden: für die „verschärfte Vernehmung“ wurden Gummiknüppel, Peitsche und Ochsenziemer
(spiralförmiger elastischer Schlagstock, der schwere Verletzungen veursachen kann) verwendet.
Während des Krieges erweiterte die Gestapo ihre Zuständigkeit auf Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. "Vergehen" wie Bummelei, Sabotage, unerlaubter Umgang mit Deutschen,
sexueller Verkehr und Widerstand verfolgte die Gestapo mit unglaublicher Brutalität - bis zur 'Sonderbehandlung' (Tarnwort für Hinrichtung im
Sprachgebrauch der Gestapo).
Die Verfolgung, Deportation in Ghettos und Ermordung der europäischen Juden in Konzentrations- und Vernichtungslagern oder in den Wäldern Osteuropas gehört zu den größten Verbrechen der Nazis und
der Menschheitsgeschichte.
Zum ,Schutz der Volksgemeinschaft‚ verhaftete die Gestapo ,kriminelle Wiederholungstäter', Bettler, Gelegenheitsarbeiter, Obdachlose, Landfahrer, ledige Mütter mit Kindern unterschiedlicher Väter, Prostituierte, ,Menschen mit unsittlichem Lebenswandel', Alkoholiker usw. Sie bildete mit 10 000 Personen die größte Häftlingsgruppe in den Konzentrationslagern. Zeitungsbericht von 1940. Quelle: Gedenkstätte Neuengamme
Schutzhaftanordnung für einen "unverbesserlichen Homosexuellen" aus 1940. Der damals 39jährige Häftling soll einige Wochen später im Konzentrationslager Sachsenhausen gestorben sein. QueLLe: Gemeinfrei
Über 100.000 Homosexuelle wie der hannoversche Kabarettist, Sänger und Damenimitator Friedrich Schwarz – Foto ca. 1939 - wurden polizeilich erfasst, über 50.000 wegen „Anschlag auf Wehrfähigkeit und Manneszucht“ verurteilt und 5.000 – 7.000 in den KZs ermordet. „Friedel“ Schwarz starb 1943 im KZ Neuengamme. Quelle: NLA Hannover Hann.86 Celle, Acc.142/90 Nr. 1464
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Von der Israelitischen Gartenbauschule zum Judenhaus und zur Folter- und Hinrichtungsstätte
Die 1893 von Moritz Simon in Ahlem gegründete Gartenbauschule als „Israelitische Erziehungs-Anstalt“ umfasste eine jüdische Volksschule mit Werkunterricht, Sport und
Schulgarten sowie eine dreijährige Gärtnerausbildung. Von 1903 bis 1921 konnten Mädchen auf dem Gelände eine Hauswirtschaftsschule besuchen.
Das Schulgelände wurde vom Herbst 1941 bis Januar 1944 die Gestapoaußenstelle unter Leitung des SS-Sturmführers Heinrich Joost und ->>
zum Sammelpunkt für die Transporte in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager aus dem Bereich Hannover-Hildesheim nach Riga, Theresienstadt, Warschau und Auschwitz.
Von den 2173 über Ahlem deportierten Männern, Frauen und Kindern haben nur 144 überlebt.
Ab Juli 1944 nutzte die Gestapo das ehemalige Haupthaus als Gefängnis für mehrere hundert Häftlinge, hauptsächlich Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. In einem Raum im Keller und in der
Nähe der Büros wurden Menschen gefoltert.
Gestapoangehörige erschossen 154 Häftlinge aus Ahlem auf dem Seelhorster Friedhof am 6. April 1945.
Nur 4 Tage später - am 10. April – wurde das Schulgelände Ahlem von den Alliierten befreit.
Israelitische Gartenbauschule in Ahlem: Im Hauptgebäude (großes Haus) sperrte die Gestapo mehrere hundert Häftlinge ein. Festschrift "100 Jahre Israelitische Erziehungsanstalt".
Kurz vor Kriegsende 1945: In einer fensterlosen grünen Hinrichtungsbaracke am Appellplatz wurden von der Gestapo fast täglich Häftlinge an einem Galgen stranguliert, bis sie qualvoll erstickten. Die Gestapo brannte die Hinrichtungsbaracke Anfang 1945 ab. Abbildung konstruiert aus dem Gedächtnis von Zeitzeugen. Archiv JvSt
In den Kellerräumen des Direktorenhauses, aber auch in der Nähe der Büros wurden Häftlinge während der Verhöre von der Gestapo
gefoltert.
Foto: Dietmar Geyer 2017
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Die Gestapo war berüchtigt für ihre brutalen Foltermethoden, um Geständnisse zu erzwingen. Sie hatte 1937 nur rund 7.000 Bedienstete (Einwohner Deutsches Reich 1933: ca. 65 Mio.) und war
auf die aktive Mitarbeit der Bevölkerung angewiesen. V-Leute in der sozialdemokratischen und
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kommunistischen Arbeiterschaft wie auch dem katholischen Millieu wurden mit Androhung von Schutzhaft erpresst. Denunziationen aus der Mitte der Bevölkerung gingen zu einem erheblichen Teil von obrigkeitshörigen, wenig vermögenden, einkommens- und bildungsschwachen sozialen Kreisen aus und richteten sich überdurchschnittlich häufig gegen höhere soziale Schichten der Gesellschaft.